Zuckerbombe in Babynahrung

 
Tückische Süsse in Babynahrung - Baby wird gefuettert
 
 
 

Fertig zubereitete Babynahrung ist eine bequeme Sache. Zum einen sind sie zeitsparend und praktisch in der Handhabung und zum anderen sollen sie speziell auf die Bedürfnisse der Kleinsten abgestimmt sein. Sie  enthalten vor allem eines:  Zucker - und das nicht selten im Übermaß!
          

Zucker ist Zucker - zuviel davon ist ungesund

Seit 2016 muss der Gesamtzuckergehalt pro 100 Gramm oder Milliliter auf der Verpackung von Baby- und Kindernahrung stehen. Unabhängig davon, ob es sich dabei um zugesetzten Zucker oder natürlicherweise in Obst und Gemüse vorkommenden Fruchtzucker handelt. Gemeint ist der gesamte Anteil an Zucker, weil sich vom gesundheitlichen Standpunkt die Zuckerarten nicht unterscheiden. Es gibt zwar keine Studien, die negative Folgen, durch den Konsum von nicht-freiem-Zucker aus Obst und Gemüse nachweisen. Natürlich gilt aber auch hierfür, dass man ihn in Maßen genießen sollte. Denn der vermeintlich gesunde Fruchtzucker ist nicht kalorienärmer und damit auch nicht gesünder als zugesetzter Zucker, wenn die tägliche Zufuhr überschritten wird.

darauf sollten sie beim kauf von babynahrung achten
Ob ein Produkt von Natur aus Zucker enthält oder dieser zugesetzt wurde, können Sie anhand der Zutatenliste erkennen. Die Angabe von
Zuckerzusätzen ist gesetzlich vorgeschrieben und muss in der Zutatenliste deklariert werden. Für natürlicherweise in Obst und Gemüse vorkommenden Zucker gibt es allerdings bisher keine spezielle Kennzeichnungspflicht. Dieser Anteil steckt zusammen mit zugesetztem Zucker in der Gesamtzuckeangabe der Nährwerttabelle. Sobald also Zucker oder Zuckerarten mit der Endung -ose, wie Glucose, Dextrose, Saccharose, Maltose, Lactose, Fruktose in der Zutatenliste erscheinen, wissen Sie, dass neben dem Zuckeranteil aus Obst und Gemüse noch weitere Süßungsmittel zugesetzt wurden. Hierzu gehören auch Zusätze von Säften und Saftkonzentrationen wie Dicksaft und Sirup.
Achten Sie daher nicht nur auf den Gesamtzuckergehalt, sondern werfen auch einen prüfenden Blick auf die Zutatenliste. Denn zugesetzter Zucker, egal in welcher Form, hat in Babynahrung nichts zu suchen. Die Realität sieht aber dennoch bei einigen Herstellern anders aus.

Wieviel Zucker dürfen Kinder am Tag zu sich nehmen

In der aktuellen Stellungnahme der American Heart Association (AHA) heißt es, dass Kinder unter zwei Jahren überhaupt keinen Zuckerzusatz in Speisen oder Getränken konsumieren sollten. Darüber hinaus sollten Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 12 Jahren nicht mehr als 10% der Gesamtkalorienzufuhr in Form von Zucker, maximal jedoch nicht mehr als 25 g pro Tag inklusive gesüßten Getränken zu sich nehmen.

Wer sein Kind kalorien- und zuckerbewusst ernähren möchte, muss erst einmal den Kalorienbedarf seines Kindes erkennen, um daraus einen Richtwert für den maximalen Zuckeranteil pro Tag ermitteln zu können. Aber das ist oft nicht so einfach, weil auch immer ein Wachstums- oder Entwicklungsschub berücksichtigt werden muss, der über einen kurzen Zeitraum zu einem weit größeren Kalorienbedarf führt, als üblich. Deshalb dient die nachstehend aufgeführte Kalorien-Tabelle lediglich der Ermittlung einer maximalen Zuckerzufuhr pro Tag und sagt nichts über den tatsächlichen Kalorienbedarf Ihres Kindes aus.

Kalorienbedarfs-Tabelle für Kinder

Um den empfohlenen Zuckeranteil von 10% der Gesamtkalorienzufuhr ermitteln zu können muß man wissen, dass 1 g Haushaltszucker oder Fruchtzucker einen Brennwert von 4 kcal aufweisen.

Alter       kcal. Bedarf   davon 10% * empfohlener     ** maximaler Zucker
männlich weiblich Zucker-kcal Zucker in g in Obst/Gemüse

0 – 3 Monate       550 kcal 500 kcal            55 kcal kein Zuckerzusatz    13,75 g
4 – 12 Monate        700 kcal            600 kcal 85 kcal kein Zuckerzusatz         15,00 g
1 bis 2 Jahre        1.200 kcal 1.100 kcal         110 kcal  kein Zuckerersatz 25,00 g
3 bis 4 Jahre 1.200 kcal 1.100 kcal 110 kcal 25,00 g
5 bis 6 Jahre      1.400 kcal        1.300 kcal 130 kcal  25,00 g
7 bis 9 Jahre      1.700 kcal        1.500 kcal  150 kcal  25,00 g
10 bis 12 Jahre 1.900 kcal 1.700 kcal 170 kcal 25,00 g
13 bis 15 Jahre 2.300 kcal 1.900 kcal 190 kcal 25,00 g

* Der empfohlene Zuckeranteil schließt alle Zuckerarten ein.
** Beim Maximalwert für Kinder bis zu zwei Jahren handelt es sich ausschließlich um Fruchtzucker, der natürlicherweise in Obst und Gemüse vorkommt. Jedoch sollte man bestrebt sein, auch hier den Fruchtzuckerwert herabzusetzen, weil Fruchtzucker die Fettspeicherung stimuliert und zu Übergewicht führt. Deshalb ist auch der vermeintlich gesündere Fruchtzucker nicht unbedingt besser als Haushaltszucker und sollte daher ebenfalls nur in geringen Maßen zum Einsatz kommen.

Die Referenzwerte für den Kalorienbedarf beziehen sich auf normalgewichtige Kinder. Bei Abweichungen vom Normbereich, insbesondere bei Übergewicht und bei geringer körperlicher Aktivität, sind individuelle Anpassungen der Richtwerte notwendig. Entscheidender Kontrollparameter ist das aktuelle Körpergewicht.

Referenzwerte Körpergewicht für Säuglinge, Kinder, Jugendliche

Alter Idealgewicht Idealgewicht
männlich weiblich
bis 3 Monate 5,6 kg 5,1 kg
4 bis 12 Monate 8,6 kg 7,9 kg
1 bis 3 Jahre 13,9 kg 13,1 kg
4 bis 6 Jahre 20,2 kg 20,1 kg
7 bis 9 Jahre 29,3 kg 28,7 kg
10 bis 12 Jahre 41,0 kg 42,1 kg
13 bis 15 Jahre 55,5 kg 54,0 kg


WIEVIEL SÜSSE STECKT IN BABYNAHRUNG?

Hier ein Beispiel
Hersteller I Babymenü: Mini-Pasta mit Alaska-Seelachsfilet & Buttergemüse ab 6. Monat, 190 g  =

Brennwert auf 100 g       Brennwert pro Portion
66 kcal    125,4 kcal                                                                         
davon Zucker  1,6 g 3,4 g

Obstmahlzeit: Williams Christbirne nach dem 4. Monat, 190 g

Brennwert auf 100 g Brennwert pro Portion
55 kcal 104,5 kcal
davon Zucker 9,1 g 17,3 g

Bei einem Kalorienbedarf von 700 kcal und einem maximalen Zuckeranteil von 15,00 würden in diesen beiden Gläschen bei erst insgesamt 229,9 kcal, bereits 20,7 g Zucker stecken.

Fruchtsaftgetränk: Hagebuttentee mit Fruchtsaft ab 1 Jahr

Brennwert auf 100 ml
19 kcal
davon Zucker 4,3 g

Hersteller II Babymenü: Karotten mit Süßkartoffeln und Rind nach dem 4. Monat, 190 g

Brennwert auf 100 g Brennwert pro Portion
59 kcal 112,1 kcal
davon Zucker 2,5 g 4,75 g

Obstmahlzeit: Erdbeere & Himbeere in Apfel nach dem 4. Monat, 190 g

Brennwert auf 100 g Brennwert pro Portion
55 kcal 104,5 kcal
davon Zucker 9,5 g 18,05 g


Fruchtsaftgetränke: Karotten in Fruchtsaft ab 4 Monate

Brennwert auf 100 ml
46 kcal
davon Zucker 9,7 g

Bei einem Kalorienbedarf von 700 kcal und einem maximalen Zuckeranteil von 15,00 g sind mit diesen beiden Gläschen erst insgesamt 216,6 kcal. erreicht, aber bereits mit 22,8 g Zucker der empfohlene Gesamtzuckeranteil weit überschritten. Dennoch sollten Sie bei der Ernährung Ihres Kindes nicht ganz auf die tägliche Obstmahlzeiten verzichten. Schließlich steckt es ja auch voller gesunder Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe sowie wichtige Antioxidantien und ist damit generell ein fester Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Im Hinblick auf die tägliche Obstmahlzeit darf man auf zusätzliche Fruchtsaftgetränke getrost verzichten. Als Durstlöscher sind Wasser und ungesüßte Tees besser geeignet. Reine Obstsäfte können durch den relativ hohen fruchteigenen Zuckergehalt die Zähne schädigen. Daher sollten sie mindestens 1:1 mit Wasser oder mit ungesüßtem Kräuter- oder Früchtetee verdünnt und nie in Flaschen zum Dauernuckeln gegeben werden.

SELBST ZUBEREITET IST IMMER NOCH DIE BESTE entscheidung

Alternativ zu den zuckerlastigen Obstgläschen lohnt sich auf jeden Fall eine Frischobstzubereitung, deren Zuckeranteil Sie selbst bestimmen können. Am besten eignen sich hierfür Brombeeren, Himbeeren, Erdbeeren Papaja oder Avocado, die sich leicht zerkleinern lassen. Das macht nicht viel Arbeit und liefert Ihrem Kind neben der Fructose noch jede Menge Nähr- und Ballaststoffe. Wenn es doch mal Obst aus dem Gläschen sein muss, dann besser nur ein halbes Gläschen, da bereits mit einem einzigen Obstgläschen oftmals schon fast der gesamte Zuckeranteil pro Tag abgedeckt ist. Stattdessen lieber einmal mehr zum fast zuckerfreiem Gemüsegläschen zu greifen.

Hier eine Obstauswahl mit niedrigem bis mittleren Zuckergehalt, die sich gut als Breizubereitung eignen.

Eines vorweg: Obst ohne Zucker gibt es nicht. Dennoch gibt es deutliche Unterschiede, was deren Zuckergehalt angeht. Es müssen ja nicht immer gleich 190 g von einer Obstsorte mit hohem Zuckeranteil sein. Mit einer Haushaltswaage und einem Mix der verschiedenen Obstsorten aus dieser Tabelle lässt sich auch bequem eine gesunde Obstmahlzeit mit moderatem Zuckeranteil zubereiten.

 

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